Betriebliche Ausbildung

Rund 30.000 Betriebe bilden in Österreich Lehrlinge aus. 80 % der Ausbildungszeit absolvieren die Lehrlinge im Lehrbetrieb.
Warum bilden Lehrbetriebe Lehrlinge aus?
Die Lehrlingsausbildung wird von Betrieben als eine Investition in die Zukunft betrachtet. Durch sie können Betriebe ihren zukünftigen Bedarf an qualifizierten Fachkräften am besten decken. Aber bereits während ihrer Ausbildung leisten Lehrlinge wertvolle Arbeit für den Ausbildungsbetrieb.
Durch die freiwillige Lehrlingsausbildung zeigen Unternehmen, dass sie gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Indem sie betriebliche Ausbildungsplätze bieten, wird die Jugendarbeitslosigkeit gesenkt und gleichzeitig der zukünftige Bedarf an qualifizierten Fachkräften gesichert.
Nach Beendigung des Lehrverhältnisses muss kein Beschäftigungsverhältnis zwischen dem ausgelernten Lehrling und dem Ausbildungsbetrieb zustande kommen. Ausgebildete Fachkräfte können in andere Betriebe wechseln, es können aber auch außerbetrieblich ausgebildete Arbeitskräfte aufgenommen werden. Diese mögliche Fluktuation ist Merkmal eines freien Ausbildungssystems. Betriebe, die in die Lehrlingsausbildung investieren, handeln somit nicht nur im eigenen Interesse, sondern tragen langfristig zum Nutzen aller Wirtschafts- und Berufszweige bei, die Bedarf an qualifizierten Lehrabsolventen haben.
Was sind die Besonderheiten der betrieblichen Ausbildung?
Learning by doing lautet das Erfolgsrezept der Lehrlingsausbildung, denn die Lehrlinge lernen überwiegend in der Praxis für die Praxis. Die Ausbildung findet weitgehend im Rahmen produktiver Arbeit statt, das mindert die Kosten für den Betrieb und stärkt die Motivation der Lehrlinge. Der Lehrling kann nach Abschluss seiner Ausbildung sofort als Fachkraft eingesetzt werden.
Wer ist für die Ausbildung im Betrieb zuständig?
Für die Ausbildung im Lehrbetrieb ist der Ausbilder zuständig. Vielfach wird diese Rolle vom Lehrberechtigten (Betriebsinhaber) übernommen. Er kann jedoch auch geeignete Mitarbeiter des Betriebes dafür bestimmen.
Die meisten Ausbilder bilden im Zusammenhang mit ihrer beruflichen Haupttätigkeit aus. Ausbilder zu sein ist in vielen Lehrbetrieben kein eigener Beruf. Bei größeren Betrieben gibt es jedoch auch hauptberufliche Ausbilder und Ausbildungsleiter.
Ausbilder müssen über fachliche Kompetenz sowie berufspädagogische und rechtliche Kenntnisse verfügen. Die berufspädagogischen und rechtlichen Kenntnisse werden in der Ausbilderprüfung festgestellt. Man kann jedoch auch den vierzigstündigen Ausbilderkurs absolvieren, der die Ausbilderprüfung ersetzt. Einige Ausbildungen oder Prüfungen (wie z. B. die Meisterprüfung) werden der Ausbilderprüfung oder dem Ausbilderkurs gleichgehalten.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema:
Wie ist die betriebliche Ausbildung geregelt?
Basis für die betriebliche Ausbildung ist die Ausbildungsordnung. Diese wird vom Wirtschaftsministerium für jeden Lehrberuf verordnet. Sie ist für die Ausbildung in den Lehrbetrieben verbindlich. Die Ausbildungsordnung enthält das Berufsbild – eine Art „Lehrplan“ für den Lehrbetrieb. Es enthält alle Kompetenzen, die während der betrieblichen Ausbildung vermittelt werden müssen.
Gibt es eine vertragliche Regelung zwischen Lehrbetrieb und Lehrling?
Für jede Lehrlingsausbildung muss zwischen dem Lehrberechtigten und dem Lehrling ein Lehrvertrag abgeschlossen werden. Dies muss in schriftlicher Form erfolgen. Ist der Lehrling noch minderjährig, muss der Lehrvertrag auch vom gesetzlichen Vertreter bzw. von der gesetzlichen Vertreterin des Lehrlings unterschrieben werden. Standardisierte Formulare werden von den Lehrlingsstellen der Wirtschaftskammern der einzelnen Bundesländer ausgegeben.
Im Lehrvertrag müssen eine Reihe von Angaben gemacht werden, wie z. B. die Bezeichnung des Lehrberufs, Dauer der Lehrzeit, Beginn und Ende der Ausbildung, Hinweis auf die Berufsschulpflicht u. v. m.
Inwieweit arbeiten Lehrbetrieb und Berufsschule zusammen?
Der Lehrbetrieb und die Berufsschule arbeiten in der Praxis häufig zusammen. Zwischen Ausbildern und Berufsschullehrern finden Gespräche über die Leistungen oder das Verhalten der Jugendlichen statt. Berufsschullehrer treffen auch regelmäßig Fachleute aus der Branche, um sich fachlich auszutauschen. Verschiedene Unternehmen bieten Betriebspraktika an, damit sich Berufsschullehrer z. B. über betriebliche Neuerungen informieren können.